WALTER: WAHLSIEG

Er taumelt. Der Herr Minister Walter Appeldorn taumelt. Am Tag nach der Wahl. Das war´s für ihn. Nichts mehr vorhanden von der üblichen dienstwagengestützten Souveränität, der freizeithaften Jovialität, der Eleganz und Kraft. Er weiß sich zu benehmen. Sein lässiger Gruß an die altgewordene TV-Talkshowmoderatorin, die mit Schnapsfahne und schon reichlich lädiert an der Theke sitzt. Halb ist sie schon vom Tresenhocker gerutscht, aber ihre Reflexe stimmen: Perfekt erwidert sie seine inszenierte Fröhlichkeit mit ebensolcher Falschheit. Er blickt sie an und sie blickt sich um. Beide wissen, um was es geht. Als er später im Zimmer der Notaufnahme liegt, ist es ein wenig peinlich für ihn, denn hinter dem Paravent liegt noch eine weitere Patientin und gegenüber weitere zwei, zumindest von ihr weiß er, dass sie Kassenpatientin ist, weil sie es laut gesagt hat und was er noch nie verstanden hat, es nie verstehen wird, dass es Menschen gibt, denen das Wort „Generationenvertrag“ noch etwas sagt, oder denen dies gar etwas bedeutet, Menschen, die lieber leiden in den Trümmern des Sozialstaats, jenen Resten, die die Abrissbirne seiner Partei noch übriggelassen hat. Das sind nicht seine Wähler. 

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