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Es war ihm nicht ganz klar, warum sie das fragte. Üblicherweise war es so, dass er der Schwächere von ihnen beiden war, der Zögernde, der, der sich nicht traute. Er wäre nie auf die Idee gekommen, dem Frosch irgendetwas zuleide zu tun. Später, viel später, Jahre später, fragte er sich, warum Maria ihn das gefragt hatte. Was sollte das? Was spürte sie? Was wollte sie auslösen?

Als er dem Frosch das erste Bein ausriss, versuchte er, in ihre Augen zu blicken. Ihr Schmerz schien geradezu aus ihnen herauszuspringen, er explodierte förmlich, er riss ihr die Iris auf zu einem flammenden Feuerring, der sich druckwellenartig über die Pupille auszubreiten schien, solange, bis Maria die Augen schloss und mit einem in seinen Ohren seltsam fremd klingenden Klagelaut in die Knie ging, ganz kurz nur, dann drückte sie die Beine wieder durch, warf ihm einen Blick zu, dessen Abscheu und Verachtung er nie vergessen würde, drehte sich um und rannte schreiend und heulend ohne auf den Weg zu achten über einen Feldweg in den Wald, obwohl doch ihre Eltern sie immer wieder davor gewarnt hatten, alleine in den Wald zu gehen. Er stand da, in der einen Hand den hilflos stumm-zuckenden grünen Frosch, in der anderen den ausgerissenen Schenkel, der noch zwei- oder dreimal kontrahierte, was ihn wunderte, daran konnte er sich heute noch erinnern. Fast zehn Minuten stand er da und blickte Maria hinterher, die längst nicht mehr zu sehen war, um ihn herum das Zirpen der Grillen und Heuschrecken und der Dunst der Hitze, die ihn in warmes Gelee zu packen schienen, in dem jede Bewegung erstarb.

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